Liebe Elli, lieber Theo,
so schön, entspannt und besinnlich unsere Weihnachtsfeiertage und der Jahresausklang waren: Zwischendurch schreckte ich manchmal schweißgebadet hoch, und zwar tagsüber wie nachts. Während wir so vor uns hinkuschelten, die Kerzen am Baum brannten und die Ente in der Röhre schmorte, verstaubte das Gerät, auf dem ich gerade diese Zeilen tippe, nämlich in der Ecke. Und genau das ist eine kleine bis mittelschwere Katastrophe.
Denn wie ich Euch bereits berichtete, habe ich bis Mitte März 176 Buchseiten zu füllen. Zwar ist ab Montag (nach zwei Wochen Schließzeit!) die Kita wieder geöffnet – aber unterm Strich bleiben mir mit Euren nicht mal Halbtagesplätzen nach Abzug von Hausarbeit, Einkauf und Co. ja doch im Schnitt nur zwei Stündchen am Rechner.
Deshalb habe ich mir überlegt: Um weitere Ich-werde-nicht-fertig-und-schaffe-das-niemals-Panikattacken zu vermeiden, tauche ich jetzt ab. Zehn Wochen lang. Volle Konzentration auf’s Buch – und erst danach wieder Briefe an Euch.
Doch bevor ich im Buch-Tunnel verschwinde, will ich kurz auf die vergangenen zwölf Monate zurückschauen. Dieses Jahr 2015, das war zwar in vielerlei Hinsicht ein schreckliches: der Germanwings-Absturz im Frühling, die Eskalation der Flüchtlingskrise im Sommer, die Pariser Terroranschläge im Herbst – um neben Kriegen und Krisen nur einige Punkte zu nennen. 2015, das war aber auch das erste komplette Kalenderjahr mit EUCH – ein Jahr voller „Premieren“, ein Jahr voller Liebe: ein sehr glückliches Jahr.
All die Katastrophen in der Welt sind ein Grund mehr, genau das umso mehr wertzuschätzen. Deshalb will ich heute DANKE sagen. Euch. Und zwar 100-fach – los geht’s.
Ich DANKE Euch…
- …für den Verzehr Eures ersten Breis am 1.1.: Dieses niedliche Schmatzen, das werde ich niemals vergessen (und die anschließende Putz-Aktion auch nicht)
- …für dieses weltbeste Kompliment nach Eurem ersten Langstreckenflug, als der Mann in der Reihe hinter uns aufstand und ungläubig sagte: „Ach, Sie haben zwei Babys? Habe ich gar nicht mitbekommen.“
- …für den schönsten Januar aller Zeiten, weil Ihr in unserem Südafrika-Elternzeit-Monat so göttlich entspannt wart
- …für diese Wanderung auf den Tafelberg. Ihr im Tragetuch, wir im siebten Himmel
- …für Eure ersten Robb-Bewegungen kurz nach exakt diesem Ausflug
- …für Eure Kap-Bekanntschaft mit dem coolen Mats. Mit seinen Eltern verstanden wir uns nämlich auch ganz gut
- …für Eure Freude über unser zu Hause nach der Rückkehr. Hat das Berliner Winter-Schmuddel-Wetter erträglicher gemacht
- …für Deine moonwalkartigen „Ich-robbe-rückwärts-Performances“, Theo
- …für Deine ersten Krabbelmoves im Februar, Elli
- …für den Moment im März, als Ihr das Klatschen entdecktet
- …für Eure jeweils allerersten Zähne, die plötzlich einfach so da waren, ohne Ärger und Gemecker
- …für die feuchtfröhlichen Minuten beim (eigentlich blöden) Babyschwimmen
- …für Eure Begeisterung für Euren Cousin und Eure Cousine
- …für unseren Nordsee-Urlaub mit den Beiden und Eurer Tante
- …für diesen ersten Frühling mit Euch, in dem ich auch mich selbst nach dem Leben unter der „Baby-Käseglocke“ langsam wieder entdeckte
- …für Euer erstes Mal alleine sitzen im April: als hättet Ihr nie etwas anderes getan
- …für diese Situation auf dem Darß, als Ihr Euch in der Ferienwohnung zeitgleich das erste Mal an der Couchtischplatte hochzogt und plötzlich standet
- …für Eure Freundschaft mit Ferdi und die Tage, an denen wir von morgens bis abends mit ihm und seiner Mama Lotte abhingen
- …für all die anderen Kumpel, die Ihr so habt: Hugo, Leo, Sophie, August, Oskar, den anderen Ferdi, die Zwillingsmädels aus der Kita. Denn durch sie ändert sich mitunter auch unser Freundeskreis!
…für die Mittwochmorgende, an denen Ihr mich bei LaufMamaLauf mit Janina, Patricia, Julia & Co. sporteln ließt und die Zeit für Euer Morgennickerchen nutztet
- …für die Mittwochmorgende, an denen Ihr mich bei LaufMamaLauf mit Janina, Patricia, Julia & Co. NICHT sporteln ließt. Eine bessere Ausrede für Pausen bei Situps gab es nie zuvor
- …für diesen Tag im April, als ich in der Redaktion mein Wiedereinstiegs-Gespräch führte und Ihr ganz cool bei den Kollegen abhingt
- …für das Ende dieses krassen Entwicklungsschubs im Frühling (jetzt also DOCH die Zähne)
- …für Euer erstes bewusstes Wort im April („Papa“ – nein, ich bin nicht beleidigt)
- …für die Donnerstagabende, an denen Ihr uns Ausgang gewährtet und es Euch mit Babysitterin Cathleen gemütlich machtet
- …für meinen ersten Geburtstag als Mama. Sonst habe ich diese Tage zelebriert! Jetzt sind sie plötzlich so schön unaufgeregt anders
- …für Euren ersten direkten Kontakt mit dem Meer. Ihr saßt minutenlang einfach nur da. Nebeneinander, wie ein altes Ehepaar. Herrlich!
- …für diese zehn Sekunden, in denen Du im Juni auf Malle das erste Mal frei standest, Elli. Wir applaudierten zu viert!
- Überhaupt für diesen Finca-Urlaub mit der Ferdi-Family. Wiederholen wir 2016, ist schon in Planung!
- …für kuschelige Nächte zu viert: in unserem Bett, von dem wir uns einst schworen, dass es niemals ein Familienbett wird (haha, mehr davon siehe Punkt 91)
- …für die Tage vor Eurem ersten Geburtstag. MEIN Geburtstag egal, EURER umso wichtiger. Himmel, was habe ich gerödelt (und es geliebt!)
- …für Euren großen Tag. Die EINS. Schampus und Gänsehaut-Alarm!
- …für die Baby-Disko bei der ersten Geburtstagsparty. Rocken mit Hugo und Ferdi, Fotobox inklusive. So cool!
- …für diesen einmaligen Moment, in dem wir erstmals zusammen auf unserer Hochzeitswiese am Lago Maggiore saßen
- …dafür, dass Ihr mir so manche Macken nehmt
…für die Hunderten innigen Stillmomente
- …für Deine Sirene dabei: Theo, Du weißt, was ich meine
- …dafür, dass Ihr meine Milch überhaupt noch wollt!
- …dafür, dass Ihr mich zu einer Langzeitstillmama gemacht habt und ich mich dafür nicht mal schäme
- …für diese fünf „sturmfreien“ September-Tage ohne Euren Papa, weil sie mich stark gemacht haben: irgendwie kriegt man ja doch auch alles alleine gewuppt (wenn es sein muss)
- …für Eure ersten Küsschen. Die sind zwar nasser, aber auch schöner als alle, die ich zuvor bekam
- …für die ersten Küsschen, die Ihr Euch gegenseitig gabt. Köstlich!
- …generell dafür, wie lieb Ihr zwei miteinander seid (meistens jedenfalls, siehe Punkt 76)
- …für die ersten wackeligen Schritte ganz alleine (bei Eurem Opa zu Hause)
- …dafür, dass Ihr mir bei Eurer Taufe im Sommer mal kurz den Vogel gezeigt und mir gesagt habt, wo es lang geht
- …für Euren Gesichtsausdruck nach Eurem ersten Eis im August
- …dafür, dass Ihr das Schaukelpferd meiner Kindheit so liebt
- …und dass Ihr jeden Abend mit den Teddys einschlaft, die ich selbst zur Geburt bekam!
- …für die kuscheligen, geschenkten Monate zu Hause, nachdem wir den Kita-Start verschoben hatten
…die unkomplizierte Eingewöhnung, als es dann im Oktober doch soweit war
- …für diese Momente, wenn ich den Kita-Gruppenraum betrete, um Euch abzuholen, Euch heimlich noch ein paar Sekunden beobachte und Ihr mich dann entdeckt. Dieses Lachen!!
- …für Eure ersten Kita-Krankheiten, durch die ich viel lernte
- …für Euer wildes Kopf-Nicken, wenn wir Euch fragen, ob Ihr (ganz ausnahmsweise natürlich) eine Folge „Peppa Wutz“ gucken wollt
- …für Deine selbstständigen „Lese“-Einheiten in Deiner Lieblingscouchecke, Theo
- …für Deine Stunts auf dem Bobbycar, Elli
- …für das Neu-Entdecken des (dieses Jahr so bunten, frischen, tollen!) Herbstes
…für die gemeinsamen Touren mit unserem Lastenfahrrad
- …dafür, dass Du einfach exakt so aussiehst wie Dein Vater, Theo
- …für Deine stahlblauen Augen, Elli, von denen wir nicht wissen, woher sie kommen
- …und dafür, dass Du mich so oft an Deine Tante erinnerst, weil sie als Kleinkind ganz ähnlich aussah
- …für das erste Mal Sankt Martin (aber nicht dafür, dass Ihr die Laternen zerpflücktet, die ich mühsam und stundenlang gebastelt hatte)
- …dafür, dass Ihr die manchmal harte Schale Eures Papas knackt und den weichen Kern mehr zum Vorschein bringt, als irgendwer anders (einschließlich mir) es könnte
- …dafür dass Ihr mir durchs ständige Ausprobieren der Waschmaschinenknöpfe die Existenz der Funktion „bügelleicht“ gezeigt habt
- …für unseren Supergirl-Tanz neulich, Elli
- …für all Eure eigenständigen Tänze, und erst recht für die Momente, wenn Ihr Euch an den Händen fasst und zusammen tanzt
…für diese geniale Badeeinheit mit Eurer Oma neulich
- …den Tag im November, als Ihr Eure Urgroßoma und IHREN Zwillingsbruder traft
- …für die Strandspaziergänge auf Usedom, mit Eurem Opa und Eurer Stiefoma
- …für die Begeisterung beim Verzehr Eurer ersten Pizza kürzlich
- …für die – ja-ja – etwas chaotische Adventszeit in diesem Jahr. Aber soll ich Euch was sagen? Erstens lachen Aline und ich sicher noch nächstes Jahr über unsere bittere Back-Bilanz (sieben Kekse!), zweitens holte ich den Plätzchen-Marathon kurz darauf mit Laura und Chantal nach und drittens relativiert sich auch der Rest mit der Zeit. Das Gute: 2016 kann’s bloß besser werden!
- …für den gemütlichen Vorweihnachts-Freitag neulich bei Euren Großeltern.
- …dafür, dass Ihr Schoki und Gummibärchen verwirrt ausspuckt – und stattdessen lieber Naturjoghurt und Gurke futtert (mal sehen, wie lange noch)
- …dafür, dass Du mir zeigst, wie hochstapeln geht, Theo. Deine Türme mit den neuen Pappbauklötzen sind ein Knaller!
- …für die Geschichten, die Du gerade immer so in Deiner ganz eigenen Sprache erzählst, Elli. Wir verstehen kein Wort, aber es klingt großartig!
…für Eure neu gewonne Liebe zu Tieren! Eure aktuellen Rankings samt Tierstimmen-Imitation: 1. Hund, 2. Katze, 3. Pferd (Elli) – 1. Elefant, 2. Hahn, 3. Kuh (Theo)
- …für das Zanken: Besser Ihr übt das untereinander und vor meinen Augen als irgendwo mit Fremden
- …für Eure Begeisterung für die kleinen Dinge: Tür auf, Tür zu, Licht an, Licht aus: damit könnt Ihr Euch gerade stundenlang (na gut: minutenlang) beschäftigen
- …für die Lach-Garantie, wenn ich mit Dir Handstand mache, Theo
- …für den (mit drei Stunden) längsten Mittagsschlaf aller Zeiten – und das an Heiligabend, als hättet Ihr den Schluss meines letzten Briefes gelesen
- …für Eure Geduld in der ZWEISTÜNDIGEN Christmette
- …für das Sprengen des stocksteifen Krippenspiels in eben dieser
- …für das Funkeln Eurer Augen, als Ihr später ins Wohnzimmer kamt und den Tannenbaum saht
- …für die ruhigsten und reisestressärmsten Weihnachtsfeiertage, die ich in den letzten 15 Jahren erlebte
…für die mindestens acht zertrümmerten Christbaumkugeln. So haben wir nächstes Jahr endlich mal einen Grund für neue Deko
- …für Euer Gegibbel, wenn wir Fangen rund um die Kücheninsel spielen
- …für Euer morgendliches Affenspiel mit Eurem Dad, Bananen-Verkostung inklusive
- …für Deine schockverliebte Reaktion auf unser Babysitterin-Backup Alina, Theo: Unfassbar, dass man in diesem Alter ganz offensichtlich schon verknallt sein kann
- …für Eure ersten „Konzerte“ auf dem Xylophon
- …für letzten Montag: Ihr passtet auf Euren Opa und Eure Stiefoma auf, während wir die erste gemeinsame Nacht ohne Euch in einem Brandenburger Wellnesstempel verbrachten
- …für die Sehnsucht währenddessen und den Moment des Wiedersehens nach diesen 24 Stunden. Ohne Worte!
- …für all die gebrochenen Vorsätze; die Dinge, die man NIEMALS tun wollte und jetzt GENAU das tut
- …dafür, dass Ihr Eure Schuhe aus dem Flur holt, wenn wir nur Spielplatz sagen und auch sonst inzwischen so unfassbar viel versteht (wenn Ihr wollt…)!
- …für Euer Gackern, wenn wir Euch Luft auf die Bäuche prusten
- …dafür, dass ich in solchen Situationen so tief und echt mitlachen muss, dass mein Endorphin-Haushalt gefühlt ganz Deutschland glücklich machen könnte
…dafür, dass Ihr einfach ÜBERALL einschlummern könnt – sogar im Wald, und wenn wir keinen Buggy dabei haben: Ihr habt ja eine Mami, die Euch nach Hause schleppen kann, ne?
- …für die Falten, die ich in diesem Jahr vor allem unter den Augen dazubekommen habe. Folge: Ich werde seit neustem nicht mehr nach dem Ausweis gefragt, wenn ich Sekt kaufe (und das freut mich SEHR, denn das fand ich vor allem nach meinem 30. Geburtstag wirklich nicht mehr lustig)
- …für Euren Spaß in der Wanne, erst recht mit der neuen Seepferdchen-Mühle von Oma und Opa
- …im Voraus, für eine (bitte) ganz unkomplizierte Silvester-Nacht heute, in der Ihr brav neben Kumpel Hugo und Kumpel Leo schlummernd ins neue Jahr rutscht, während wir mit den Eltern der Beiden essen, trinken, feiern können (ok?!)
- …dass Ihr da seid.
- DANKE, DASS IHR SEID, WIE IHR SEID!
Ich freue mich auf 2016 mit Euch – und wenn alles gut geht, gibt’s in Kalenderwoche 11 dann meinen ersten Brief im neuen Jahr.
ICH LIEBE EUCH, Ihr größten aller Schätze!
Eure Zwillimuddi