Zehneinhalb ultimative Tipps: Wie man eine schmuddelige Herbstwoche mit kranken Kita-Kindern übersteht

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Unser befilztes Medizintäschchen: vergangene Woche im Dauer-Einsatz

Liebe Zwillis,

als ich nach Eurer ersten Kita-Woche so euphorisch berichtete, wie gruselig gut die Eingewöhnung läuft, lächelten die meisten Mamas im Umfeld nur müde. Manche sparten sich den Kommentar, andere nicht: „Wart‘ mal zwei Wochen ab“, sagten mehrere bedeutungsschwanger, „die ersten Tage zählen nicht.“

Tja, was soll ich sagen: Sie hatten Recht. Alle.

Und damit meine ich gar nicht mal die Sache mit dem Abschiedsschmerz: Du, Elli, düst nach wie vor los, sobald wir an der Tür zum Gruppenraum sind. Dir, Theo, kullert zwar ab und zu eine Krokodilsträne die Wangen herunter (streichelt mein leicht angetrocknetes Mama-Ego!), Du lässt Dich aber schnell von den Erziehern ablenken und beruhigen. Nein nein, was ich meine, ist diese Sache mit den Krankheiten.

Ich war überzeugt: die gute Muttermilch macht Euch so stark, dass Euer Immunsystem sämtlichen Viren die kalte Schulter zeigt. Klar, Zwillimuddi. DAS ist die Realität:

  • Rotz und Schnief ab Tag 3. „Ist normal“, sagen die Erzieher, „haben hier alle“. Also weiter kommen.
  • Tag 8: gelber Schleim in vier Äuglein – Bindehautentzündung(en). Auch normal – aber nicht Kita-kompatibel. Aussetzen, drei Tage lang.
  • Anschließend: kurzes Rückkehr-Intermezzo. Aber nur, damit Ihr Euch den echten Hammer abholt: Nach Kita-Tag Nr. 11 entdecke ich rote Bläschen an Euren Händen und rund um den Mund. Diagnose: Hand-Fuß-Mund-Krankheit, die ich bislang nur von Tieren als Maul-und-Klauen-Seuche kannte. Hoch infektiös, 80 Prozent in Eurer Gruppe sind betroffen. Eine Woche Kita-Verbot.

EINE WOCHE. Kleiner Anflug von Panik: Was mache ich denn die ganze Zeit mit Euch? Ein Quatsch-Gedanke, denn immerhin waren wir vor dem Start 14 ganze Monate zusammen zu Hause. Andererseits: Da war keine Quarantäne angesagt. Keine Kita bedeutet jetzt ja auch: kein Musikkurs. Keine Playdates. Keine Spielcafés. Und das in dieser vergangenen Woche, die einen Vorgeschmack auf den fiesen Gammel-November gab, weil der goldene Oktober sich noch etwas zierte.

Also hingen wir halt zu Dritt zu Hause ab, die meiste Zeit jedenfalls. Und ich sage Euch: das bietet Raum für Kreativität! Solltet Ihr eines Tages mal selbst Kinder haben und mit ihnen und einem Virus zu Hause hocken, kramt diesen Brief heraus! Hier habt Ihr zehneinhalb Tipps, wie Ihr die Woche übersteht:

Tipp 1: Räumt endlich Chaos-Schublade Nr. 1 auf!

IMG_6640%20Kopie-2Was IHR macht: Euch trauen – alles raus aus der fiesen Schublade, in die immer all das wandert, von dem man nicht weiß wohin sonst. Drei Häufchen machen. Häufchen 1: Müll (außer Kinder-Reichweite). Häufchen 2: kein Müll a la „Messer-Schere-Licht-sind-für-kleine-Kinder-nicht“ (nicht sichtbar für eben diese). Häufchen 3: Kein Müll, kindertauglich (so auf den Boden fallen lassen, dass es nach Zufall aussieht, sonst: uninteressant für alle unten wuselnden Beteiligten).

Was Eure Kinder machen: Sich an Stiften, alten Einkaufszetteln, angebrochenen Tempo-Packungen und leeren Pappschachteln erfreuen. Wenn’s gut läuft so lange, bis Ihr Häufchen 2 wieder ordentlich einsortiert habt.

Tipp 2: Freut Euch über die 100-prozentige Lebensmittelkontrolle

imageWas IHR macht: Frische Suppe kochen. Huhn, Rind, Gemüse: ganz egal. Hauptsache ist: Ihr wisst wieder, woher das Zeug stammt, und sogar, wie es zubereitet wurde. Mit Bio-Zutaten nämlich, und sehr viel Liebe. Euch selbst verpasst Ihr einen Schärfe-Kick (mit Ingwer, Pfeffer oder Chili): Krankwerd-Prophylaxe, falls es Euch nicht ohnehin schon längst selbst erwischt hat. Dann: gutes Gegenmittel (siehe unten).

Was Eure Kinder machen: schneller genesen (weil besser als jede Medizin). Höchstwahrscheinlich die Suppennudeln mit den Fingern aus der Brühe friemeln und sie rund um ihre Hochstühle so verteilen, dass Ihr drei Tage später noch Buchstabensalat aus den Ritzen kratzt. Aber das ist’s wert. Echt.

Tipp 3: Badet Eure Kinder am hellichten Tage

imageWas IHR macht: Die Wanne voll mit Wasser, Schaum und Spielzeug, und zwar schon nach Mittag- statt dem Abendessen. So kriegt Ihr im Schwamm-Umdrehen ’ne dreiviertel Stunde des Tages rum, mindestens. Und die Kinder abends früher ins Bett, weil dieser Programmpunkt entfällt.

Was Eure Kinder machen: Überschwemmungen, natürlich (größere als abends, weil sie wacher sind). Dafür aber keinen (na gut: kaum) Aufstand, wenn Ihr die klebrigen Schnodderreste von Nasen und weiteren diversen Körperteilen entfernt. Denn mit dem Entenwaschlappen ist das lustig und nicht so aua-doof wie mit ’nem trockenen Taschentuch.

Tipp 4: Lasst die Kinder endlich in die Spielecke vom Supermarkt

imageWas IHR macht: Über Euren Schatten springen und die Kinder endlich mal in die leicht olle Spielecke vom Biomarkt lassen. Bisher hattet Ihr Angst vor den Keimen, die da so lauern? Macht den Braten jetzt auch nicht mehr fett.

Was Eure Kinder machen: Glücklich sein. Die Spieleküche ausräumen, sich in die kleinen Töpfe, das Plastikgeschirr und die Puppenbecher verlieben und Euch dazu bringen, sowas gleich im Anschluss auch zu kaufen. Viel zu viel des Inventars in den Mund stecken, und hoffentlich nicht ebenso viele eigene Viren verteilen (weil sie in dieser Situation bitte nicht mehr ganz so ansteckend sind, wenn Ihr andere Eltern nicht ärgern wollt).

Tipp 5: Esst Schoki

imageWas IHR macht: Euer Nervenkostüm füttern. Und das sage ICH, obwohl ich gar nicht auf Schoki stehe – es sei denn, sie ist weiß und lässt sich auf Brote schmieren. Falls Ihr diese Leidenschaft erbt: die Schicht muss mindestens so dick sein wie das Brot (anbei ein Serviervorschlag mit Vitaminen für’s Gewissen). Also, Schoki in welcher Form auch immer: Ignoriert in dieser Woche Eure Hüften. Tut gut.

Was Eure Kinder machen: Euch vermutlich dabei erwischen und was abhaben wollen. Tja, so viel zum gesunden Tipp Nummer 2. Denn mit Kränki-Bonus und Bambi-Augenaufschlag bekommen sie natürlich, was sie wollen. 

Tipp 6: Kramt Eure liebste Kindermusik raus

imageWas IHR macht: Erst im Gedächtnis, dann im Schrank kramen: Was habt IHR früher am liebsten gehört? Vielleicht habe ich Euch an diesem Vormittag angesteckt mit meiner Liebe zur alten „Peter-und-der-Wolf“-Platte, die ich bei Oma E. und Opa K. im Wohnzimmer am liebsten in Dauerschleife hörte. Schwelgt in Kindheitserinnerungen, trällert mit so laut Ihr könnt, imitiert die Instrumente, macht Pantomime (und seid froh, dass Euch niemand dabei sieht).

Was Eure Kinder machen: Tanzen, mit einem Hüftschwung, der bezaubert. Euch damit zu Tränen rühren, weil die Musik und die (jetzt trotz Suppen-Prophylaxe doch) immer stärker werdende Angeschlagenheit Euch sentimental macht.

Tipp 7: Lernt das Lieblingsbuch Eurer Kinder auswendig

Was IHR macht: Euch den Text des derzeitigen Lieblingsbuches so einprägen, dass Ihr es auch dann „vorlesen“ könnt, wenn Ihr gerade am Herd steht (Level 1) / Wäsche sortiert (Level 2) / eine SMS schreibt (Level 3). Glaubt mir: Gerade nach dem ersten Babyjahr ist ein bisschen Denksport eine Wohltat für’s Gehirn. Auch wenn’s nur um Zweizeiler-Reime über zehn Teddybären geht.

Was Eure Kinder machen: auf einmal selbstständig und mitunter abwechselnd die Seiten umblättern, wenn ein Reim vorbei ist (und auch wirklich erst dann). Euch einmal mehr beeindrucken. Erneuten sentimentalen Tränen-Moment auslösen. Sich von Euch abknutschen lassen.

Tipp 8. Habt ein Herz für Plastikspielzeug

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Was Ihr macht: Monatelang habt Ihr es geschafft, blinkendes Plastikspielzeug von Euren Kindern fernzuhalten. Dann kommt jemand daher, der Euren Plan durchkreuzt (in unserem Fall Oma und Opa, die sonst wirklich (wirklich!) schöne Dinge schenken). Im ersten Moment verflucht Ihr diese/n Menschen insgeheim. Doch jetzt lasst Ihr sie gedanklich hochleben! Denn die knallbunte Musik-Schnecke rettet netto ganz sicher weitere 45 Minuten des Tages.

Was Eure Kinder machen: die Knöpfe sehr oft und zeitgleich so drücken, dass kontinuierlich mindestens vier Melodien parallel laufen. Dabei so unschuldig gucken wie die Schnecke. Und Euch nach besagten 45 Minuten grübeln lassen, wo das Ding denn jetzt doch mal runterfallen könnte…

Tipp 9. Gebt hässlichen Klamotten eine Schrank-Daseinsberechtigung

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Was Ihr macht: Sortiert den Kinderkleiderschrank aus, und gebt den schlimmsten Klamotten (Geschenke, Fehlkäufe, Erbstücke) eine Daseinsberechtigung, in dem ihr sie Euren Kindern endlich mal anzieht: sieht diese Woche ja doch keiner! Toll: sie müssen deshalb nicht mal zueinander passen.

Was Eure Kinder machen: Möglichkeit A: Sie kriegen es nicht mit. Möglichkeit B: Sie bemerken nur die komischen Muster auf dem Hawaii-Shirt und fahren irritiert mit den Fingern über die blauen (!) Palmenblätter. Möglichkeit C: Sie schimpfen Euch eines Tages dafür aus, wenn sie ein Foto wie das links sehen (war aber ja nur für Demo-Zwecke an dieser Stelle, meine Süßen…!)

Tipp 10. Rennt raus, sobald die Sonne lacht

imageWas Ihr macht: Die Kinder anziehen, sobald die dicken Regenwolken sich verziehen: RAUS an die frische Luft! Durch Laubhaufen rascheln, sich über den vormittags menschenleeren Streichelzoo freuen, den Herbst und seine Farben jetzt doch ganz gut finden.

Was Eure Kinder machen: Begeistert und Blätter um sich werfend im Laub baden wie Dagobert Duck im Gold. Tiergeräusche imitieren, und dabei zuckersüße rote Bäckchen bekommen vom Herbstwind, der sie die ganze Zeit umschmeichelt. Kastanien sammeln, sie – wie nach wie vor so ziemlich ALLES – genüsslich abschlecken und Euch freudestrahlend überreichen: den Herbst ebenfalls ganz gut finden.

***

Seit Montag seid Ihr wieder fit. Und im Nachhinein war die Woche (wie ja oft so vieles im Rückblick) dann doch gar nicht so wild.

Um ehrlich zu sein haben die Rotoren meines inneren Mutter-Helikopters sich wieder ein bisschen zu drehen begonnen: Ich habe die Woche mit Euch als geschenkte Zeit betrachtet. Mich über die tägliche 24-Stunden-Nähe gefreut, die die Kita uns (an gesunden Tagen) nimmt. Und mich an einen Rat Eurer Oma U. gehalten, den ich Euch jetzt als Tipp Nr. zehneinhalb aufschreibe:

Genießt jede gemeinsame Minute mit Euren Kindern. So wie jetzt wird’s nie wieder! Die Zeit gibt Euch niemand zurück.

Recht hat sie.

Danke für die vielen gemeinsamen, gemütlichen Minuten in dieser Woche!

Eure Zwillimuddi

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