Kein Aprilscherz! Ab morgen bin ich eine echte „Working Mum“

Liebe Elli, lieber Theo,

morgen ist der 1. April. Wenn Ihr etwas älter seid, werdet Ihr uns vielleicht Salz in den Zuckerstreuer füllen oder Mayo in die Zahnpastatube, veräppeln ist an diesem Datum nämlich ausdrücklich erlaubt. Der Lebensabschnitt, der für mich morgen beginnt, ist KEIN Aprilscherz. Gegen neun Uhr werde ich die Redaktion betreten, in der ich vor Eurer Geburt gearbeitet habe – und ganz offiziell eine echte „Working Mum“ sein!

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Thematisch passend, inhaltlich niederschmetternd: ein Artikel über den Job-Wiedereinstieg aus der aktuellen FAS

Jaja, schon gut: in den vergangenen Wochen konnten wir bereits schnuppern, wie das so ist, wenn ich arbeite. Aber da ging’s eben „nur“ um das Buch. Homeoffice halt. Wenn Ihr krank wart, verschob ich das Schreiben auf den Abend (oder die Nacht). Wenn die Sonne schien, verließ ich meinen Schreibtisch und zog mit Laptop an die geöffnete Terrassentür. Manchmal trug ich mittags noch immer meine Schlafanzughose. Keine Termine außer Haus, keine Konferenzen, kein Redaktionsschluss. Ich, mein eigener Chef.

Keine Frage, dieses selbstständige Arbeiten ist toll. Aber jetzt ist’s auch mal gut mit dem Einsiedlerdasein im Arbeitszimmer. Zeit, wieder unter Menschen zu kommen. Zeit für die Rückkehr ins Großraumbüro. Zeit, um einen weiteren Schritt in Richtung „altes Leben“ zu gehen. Zeit, um wieder einzutauchen in die echte Arbeitswelt.

So viel mal vorab: Ich freu’ mich drauf. Echt. Total. Wie eine Zweitklässlerin, die nach sechs langen Wochen Sommerferien aufgeregt das Federmäppchen sortiert und es kaum erwarten kann, die neuen Schulhefte vollzukritzeln. Aber ich habe auch Respekt. Und Fragen, viele, viele Fragen, die mir diese Woche unverschämterweise ununterbrochen und mitunter parallel durch den Kopf schießen. Wollt Ihr einen Auszug? Bitte sehr, hier sind 20 von mindestens 200:

  • Kleid oder Hose, Pumps (trug ich vor Eurer Zeit IMMER) oder Sneakers (trage ich seit Eurer Geburt IMMER): Was ziehe ich am ersten Arbeitstag an?
  • Werde ich ernst genommen mit meiner (jetzt erstmal nur) Halbtagsstelle?
  • Kann man 50 Prozent arbeiten und trotzdem 100 Prozent geben?
  • Wenn ich im Job 100 Prozent gebe, wie viel Kraft und Energie bleibt dann für die Zeit mit Euch übrig?
  • Und für unumgängliche Dinge wie Einkaufen/Aufräumen/Waschen/Bügeln/Putzen?
  • Apropos übrigbleiben: Reicht mir die Hälfte meines alten Gehalts?
  • Wie viel von dieser Summe wird für die Babysitterin draufgehen, weil ich nicht pünktlich Feierabend mache?
  • Wie groß wird mein schlechtes Gewissen in solchen Fällen sein?
  • Ist es Euch egal, ob ich Euch um 14, 15 oder 16 Uhr aus der Kita abhole?
  • Merkt Ihr den Unterschied?
  • Wie kann ich Euch weiter so nah sein wie im Moment?
  • Kann ich Dienstreisen machen, ohne dass meine Brüste explodieren?
  • Oder ist JETZT der Zeitpunkt gekommen, das Abstillen also doch mal ernsthaft anzugehen?

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    Da hat sich wohl ein bisschen was im Posteingang angesammelt…
  • Ist in der Kita nach diesem langen Winter jetzt mal Schluss mit dem fiesen Viren-Alarm?
  • Wie viele Tage werde ich zu Hause bleiben, weil einer von Euch krank ist?
  • Wie viele Tage wird Euer Papa zu Hause bleiben, weil einer von Euch krank ist?
  • Hat eine Working Mum eigentlich ein Spielplatz-Outfit für nachmittags in der Tasche?
  • Wie lange brauche ich, um die 20.374 (!!!) Mails in meinem Posteingang durchzusehen?
  • Entgeht mir etwas Wichtiges, wenn ich einfach alle markiere und lösche?
  • Banal, aber nochmal: Was bitte zieht man am ersten Arbeitstag nach über 20 Monaten Abstinenz an und wieso, in Gottes Namen, zerbreche ich mir über so einen Mist den Kopf?

So, Schluss jetzt. Ich werde nun endlich den Befehlen Eures Papas, Eurer Oma, meiner Lieblingsfreundin Christina folgen, und das tun, was nicht nur diese drei mir seit meiner Buchabgabe ans Herz legen: mich zurücklehnen, noch ein paar Mal gaaaaaaanz tief durchatmen. Heute Abend Sauna. Massage. Kraft tanken für das neue Kapitel meines Lebens. Augen zu. Entspannen – ab JETZT.

Liebe Grüße von Eurer (etwas aufgeregten, merkt Ihr??) Zwillimuddi

 

 

 

 

 

 

 


3 Gedanken zu “Kein Aprilscherz! Ab morgen bin ich eine echte „Working Mum“

  1. Rock, schlichtes Oberteil und flache Ballerinas. Davon genug Outfits fuer eine Woche bereit legen, und ganz wichtig, erst an der Haustuere anziehen, wenn man sich schon verabschiedet hat, sonst ist alles ruiniert. Und natuerlich noch viel wichtiger, alles aus Material, was man nicht buegeln muss. Alles, alles Gute fuer den Neustart. Und immerhin faengst du an einem Freitag an – da ist dann ja gleich Wochenende (in der Annahme, dass du Mo-Fr arbeitest).

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  2. Hihi, nee, Working Mums stapfen in Pumps durch den Sand am Spielplatz und sitzen im Hosenanzug auf Nylon-Strümpfen auf dem Sporthallenboden beim Kinderturnen. (Echt jetzt. Also ich jedenfalls häufiger.) Geht auch. :-)

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