Liebe Elli, lieber Theo,
wir sind zurück, ein paar Tage schon: eine Woche Mallorca-Urlaub liegt hinter uns. Ich bin leicht gebräunt und ziemlich entspannt! Dennoch hänge ich etwas hinterher mit meiner Berichterstattung an Euch, was vermutlich daran liegt, dass ich mich vom Donnerstag als fixen Brief-Tag getrennt habe.
Ein bisschen vom Urlaub erzählen möchte ich Euch trotzdem noch. Denn wie ich Euch ja mehrfach erzählte, waren die vergangenen Ferien mitunter ziemlich stressig und irgendwie chaotisch. Aber Fehler machen ja bekanntlich klug (drum ist einer nie genug!), oder anders: Je mehr Mist man im letzten Urlaub erlebt, desto größer ist die Chance, dass dieser Mist im nächsten nicht mehr passiert. Die Mama Eures Best-Buddys Ferdi analysierte nach unserem Roadtrip im März offenherzig, viele Quengel-Probleme dieser Reise seien „hausgemacht“ gewesen, und vermutlich hat sie Recht.
Jetzt, wo Euer Papi und ich in der Schule namens „Das Leben mit Kindern“ immerhin schon kurz vor der Versetzung in die dritte Klasse stehen, haben wir jedenfalls tatsächlich einiges gelernt. Und so wird – mal abgesehen von Eurem fortschreitenden Alter und den damit immer unkomplizierteren Rahmenbedingungen – das Reisen echt entspannter. Auch der Trip auf die Sonneninsel hat uns wieder so manche Erkenntnis gebracht. Wollt Ihr wissen, welche?
Bitteschön, meine „Urlaubserleuchtungsliste“:
Erkenntnis 1: Ihr fliegt voll auf Fliegen!
Bei Euren ersten Flugreisen wart Ihr zu klein, um zu verstehen, dass wir mit dieser großen Maschine tatsächlich über den Wolken unterwegs sind. Dieses Mal: große Aufregung am Flughafen, im Flieger und am Kofferband. Ihr liebt es. Noch mehr als U-Bahn fahren.

Erkenntnis 2: Euer Opa und die coolste Stiefoma der Welt müssen jetzt IMMER mit.
Oder die Oma. Oder Eure Großeltern väterlicherseits. Im Moment ist es jedenfalls schwer vorstellbar, einen weiteren Urlaub ohne diesen luxuriösen Betreuungsschlüssel anzutreten. Denn erst der machte unseren Urlaub zum echten Urlaub.

Erkenntnis 3: Ferienhaus schlägt Hotel.
Weil Ihr toben / laut sein / beim Essen kleckern dürft. Haltet uns für verrückt, aber für die Wahl unserer Unterkunft legte Euer Opa im Vorfeld Excel-Tabellen mit Bewertungskriterien an, für eine faire Abstimmung. Hat sich gelohnt!

Erkenntnis 4: Über seinen Geburtstag zu fliehen ist gar nicht so schlimm wie gedacht.
Ich glaube, es gab seit meinem dritten Geburtstag keinen einzigen, den ich nicht (zumindest nach-) gefeiert habe. Dieses Mal floh ich bewusst. Und fand es super! Kein Vorbereitungsstress, kein Aufräum-Alarm. Das geb‘ ich mir dann nächstes Jahr wieder.

Erkenntnis 5: Blumen von seinen Kindern zu bekommen ist das Schönste.
Wie Ihr nach dem Geburtstagsfrühstück angewackelt kamt, mit diesen Sträußen in der Hand, das war zum Piepen! Theo, Du gabst mir Deinen. Und Du Elli, zeigtest wieder Deine gerechte Ader, gabst Eurer Stiefoma die andere Ladung Blumen. Wir haben sehr gelacht.

Erkenntnis 6: (Partielle) Abstillpläne funktionieren im Urlaub DOCH.
Neben den Blumen schenktet Ihr mir in den ersten Stunden meines Geburtstages auch eine Einsicht: die, dass das nächtliche Stillen ein Ende haben muss. Also beherzigte ich die Tipps der tollen Stillberaterin Elke in dieser Sache. Und staunte über den Erfolg.

Erkenntnis 7: 43er/Zitrone/Eis ist immer noch der beste Sommer-Aperitif.
Im Grunde habe ich diese Erkenntnis ebenfalls Elke zu verdanken, denn bevor ich mir abends mit Pflastern die Brüste abklebte, trank ich mir Mut und die nötige Rechtfertigung an, nachts nicht stillen zu dürfen. Meist übrigens bei spektakulärem Sonnenuntergang:

Erkenntnis 8: IHR seid mein herrlichster Meerblick!
Ich habe schon immer gern auf’s Meer gestarrt. Aber mit Euch in der Kulisse ist’s noch 1000 Mal schöner. Euch zuzusehen, wie Ihr matscht, buddelt, Graben grabt, Wasser holt, Burgen (naja, oder eher: Sandhaufen) baut: das ist Augen- und Seelenwellness!

Erkenntnis 9: Sollten wir eines Tages ein Haus haben, brauchen wir DIESE Pflanze.
Himmel, bei dem Anblick dieser pink-zauberhaft-blühenden Bougainvillea (witzigerweise auch „Drillingsblume“ genannt) bin ich jedes Mal verzückt. Ich habe sie, glaube ich, jeden Tag fotografiert. Wenn wir mal ein Eigenheim haben, wird DIE zuerst gepflanzt!

Erkenntnis 10: Es lebe Spielzeug aus Plastik.
Das pädagogisch-wertvolle Holzspielzeug kann mich mal! Wir hatten so gut wie nichts zum Spielen mit, investierten stattdessen 20 Euro, um im örtlichen Souvenirshop Planschbecken, Eimer, Ball und Kipplaster zu kaufen. Gute Geldanlage, wie man sieht.

Erkenntnis 11: Ihr werdet niemals Vegetarier, vermutlich.
Ihr habt einiges von Eurem Papa geerbt, aber ganz weit oben steht die Liebe zu Fleisch. Wenn es nach Euch ginge, würden wir ab sofort 365 Tage im Jahr grillen. Ohne Salat-Dipp-Schnickschnack natürlich. Braucht ja kein Mensch, wenn es Würstchen und Steaks gibt.

Erkenntnis 12: Euer Papa ist der beste Schenker!
Habe ich nicht zum ersten Mal gemerkt, aber dieses Geburtstagsgeschenk war ein echter Knaller: 24 Stunden Palma, nur er und ich, Übernachtung in schnuckeligem Altstadt-Hotel mit DIESER Aussicht. Dank Opa/Stiefoma, die unterdessen die Ruhe mit Euch genossen…

Erkenntnis 13: Ich will jetzt öfter Frühstück im Bett.
Ich glaube im Ernst, dass ich das nie zuvor getan habe: Im Bett zu frühstücken, das war mir irgendwie immer zu krümelig/komisch. Nach dieser Palma-Nacht war es genau das richtige (wenn auch kalorienmäßig nahezu ausreichend für den Rest der Woche).
Erkenntnis 14: Ich schaffe es bei Büchern nicht mehr über Seite 100.
Auch mit erläutertem Betreuungsschlüssel und trotz Top-Lesestoffs habe ich nicht einmal Kapitel 1 geschafft. Wenn Zeit war, schlief ich ein (oder sah Euch bei irgendwas zu, siehe Nr. 8). Tatsächlich habe ich seit Eurer Geburt kein einziges Buch zu Ende gelesen. Gruselig!
Erkenntnis 15: Spanische Esel sind hübscher als deutsche. Fragt nicht wieso. Isso.
Dieser freundliche Kandidat lebte mit seinen drei Kumpels fünf Gehminuten von unserem Ferienhaus entfernt – und war nicht nur hübscher als die, die wir bislang kennenlernten, sondern auch höflicher. Er kam zu Eurer Begeisterung stets zur Begrüßung an den Zaun.
Erkenntnis 16: Kein Mensch braucht einen Kinderpool.
Denn IHR interessiert Euch eh nur für den großen. Oder eben für das Plastikteil aus Punkt Nummer 10. Notiz an Opa: diesen Punkt beim nächsten Auswahlverfahren aus der Excel-Tabelle streichen…

Erkenntnis 17: Ich bin glücklich.

Erkenntnis 18: Schön blöd, wenn am Tag der Rückkehr das Waschpulver aus ist.
Vor unserer Waschmaschine türmten sich sieben bunte Kleiderhaufen, für deren Besteigung man Kompass und Bergführer gebraucht hätte. Doof nur: Waschpulverdose alle, und das am Sonntag… Status inzwischen: 5/7 Maschinen, check.

So, und nun Schluss mit Erleuchtung. Klar ist: Wenn wir im nächsten Urlaub wieder das Auto zu Hause lassen, dafür Sippschaft, genug 43er und kein Holzspielzeug im Schlepptau sind, wenn wir einen Esel in der Nähe, Bougainvillea an der Finca-Wand und ordentlich Fleisch auf dem Grill haben, dann kann eigentlich nichts schief gehen. Höchstens die Sache mit dem Waschpulver.
Danke für diese Woche mit Euch!
Dicke Küsse von Eurer
Zwillimuddi